Leiter der Skiarena Andermatt-Sedrun: «Die Ängste um Preiserhöhungen sind unbegründet»

Dienstag, 12. Dezember 2023

Der Leiter der Skiarena Andermatt-Sedrun zieht ein Jahr nach der Übernahme durch den amerikanischen Skigebietsbetreiber Vail Resorts Bilanz – und blickt auf Ausbauschritte und

Ignaz Zopp ist seit 2022 Geschäftsführer der Skiarena Andermatt-Sedrun. Seit Sommer 2022 gehört das Unternehmen dem amerikanischen Wintersportort-Betreiber Vail Resorts. Der Andermatter ist zudem Stellvertreter von Managing Director Mike Goar. Zum Saisonstart sagt Zopp im Interview, wie die Zusammenarbeit mit den Amerikanern angelaufen ist und welche Ziele verfolgt werden.

Ignaz Zopp, vor etwas mehr als einer Woche wurde bekannt, dass Vail Resorts nach der Skiarena Andermatt auch Crans-Montana übernehmen würde. Ist das eine positive Nachricht für Sie?

Ich finde es eine sehr gute Nachricht, da mit Vail Resorts der erfolgreichste und grösste Skigebietsbetreiber weiter ausbaut. Vail Resorts weiss, was es heisst, ein Skigebiet weiterzuentwickeln, sich den lokalen Gegebenheiten anzupassen, Investitionen zu tätigen und neue Gäste in die Schweiz zu bringen. Bei uns wurde der Beweis erbracht, wie eine Übernahme zum Wohle aller stattfinden kann.

Die Urnerinnen und Urner hatten bei der Übernahme der Skiarena Sorge, sie könnten «ihr Skigebiet» verlieren.

Mit Mike Goar haben wir einen Chef, der viel Respekt vor den lokalen Verhältnissen hat. Er hat schnell erkannt, dass der Schweizer Markt ein anderer ist als der amerikanische. Von Zürich aus hat man in ähnlicher Distanz etwa zehn Skigebiete zur Auswahl, das ist anders, als wenn man in Amerika nur eines zur Verfügung hat. Die Ängste um Preiserhöhungen sind unbegründet. Für uns ist es ganz wichtig, global zu denken und lokal zu handeln.

Aber auch Sie lernen von Vail Resorts. Was besonders?

Wir sind das 41. Skigebiet, das zu Vail Resorts gehört. Unsere Zahlen müssen sehr genau sein, damit am Schluss effektive Aussagen gemacht werden können, wofür Aufwand und Erträge entstehen. Mit präzisen Daten können wir auch herausfinden, was der Gast will. Von Vail Resorts haben wir gelernt, was der amerikanische Gast sucht. Er möchte ein einziges Telefon machen, mit dem er Hotel, Skischule und Skivermietung aus einer Hand reservieren kann. Das können wir aufgrund unserer Strukturen anbieten. Solche Gesamtproduktpaletten waren bisher kein Thema. Der Schweizer Gast möchte alles selber zusammenstellen können. Im vergangenen Winter konnten wir schon einige amerikanische Gäste mehr begrüssen dank dem Epic Pass. Dieser ist als Jahreskarte in allen Skigebieten von Vail Resorts gültig. Diesen Winter erwarten noch mehr Gäste aus den USA.

Vail Resorts ist auch gewillt, über 100 Millionen zu investieren. Wo wird dieses Geld eingesetzt?

Wir erarbeiten jetzt einem Masterplan. Ein Teil fliesst sicher in die Beschneiungsanlagen. Zudem denken wir über den Ersatz der Anlagen in Val Val und am Lutersee nach. In Valtgeva in Sedrun haben wir ein neues Restaurant und einen Zauberlift für Kinder gebaut. Beides wird in Kürze eröffnet. Und investiert wird auch in die Liftsteuerung und den Pistenbau. Wir müssen gut überlegen, was zu einem besseren Gästeerlebnis beiträgt. Das Skigebiet soll noch attraktiver werden.

Kommen Sie überhaupt noch dazu, die Pisten selber auszuprobieren?

Im Winter ist der Donnerstag mein Outdoor-Tag. Es kann sein, dass ich diesen in Valtgeva beginne und dann auf den Schneehüenerstock wechsle, beim Nätschen oder Gemsstock vorbeischaue. Wenn jemand mit mir dann einen Termin hat, findet der meistens am Berg statt. Nur so sehe ich, was draussen geht, was Gäste und Mitarbeitende erleben. Und als Einheimischer bin ich auch am Wochenende am «Arbeitsplatz». Manchmal ist das eine Herausforderung. Denn der Gast unterscheidet bei mir nicht, ob ich Freizeit habe oder beruflich unterwegs bin, wenn er ein Anliegen hat.

Welche Rückmeldungen fordern Sie besonders heraus?

Als wir die Preisreduktionen für Kantonsbewohner abgeschafft haben, gab es auch Rückmeldungen, die auf den Mann spielten. Solche Dinge beschäftigen mich vor allem, wenn ich daran denke, dass wir alles für dieses Skigebiet geben. Wir sind ein 24-Stunden-Betrieb. Die letzten Pistenbullyfahrer drehen in den frühen Morgenstunden den Schlüssel um, und kurze Zeit später sind die Patrouilleure schon unterwegs. Ich frage mich, ob sich die Kritiker dieses Aufwands bewusst sind. Andere Rückmeldungen helfen, besser zu werden. Daneben gibt es auch sehr lobende Rückmeldungen.

Woran müssen Sie arbeiten?

Die Steigerung des Gästeerlebnisses ist eine permanente Aufgabe, das gewichtet auch Mike Goar am höchsten. Wir arbeiten etwa an der Optimierung des Gästeflusses, zum Beispiel mit einer Kapazitätserhöhung am Schneehüenerstock, und der Information, neu mit grossen Screens an allen wichtigen Orten im Skigebiet. Die Digitalisierung bringt noch viele Möglichkeiten mit sich, die wir noch mehr ausschöpfen müssen. Mit einer temporären Beschneiungsanlage können wir dieses Jahr dafür sorgen, dass die Nätschenstrasse länger befahren werden kann.

Andermatt Swiss Alps und die Skiarena schreiben sich auch Nachhaltigkeit auf die Fahne. Geht denn so etwas wie Beschneiung zusammen mit dem ökologischen Ansatz?

Die Frage ist berechtigt. Zum Teil hat man aber ein falsches Bild. Im Grund verwandeln wir nur Wasser in Schnee. Bei der Mittelstation des Gurschen haben wir sogar einen positiven Effekt auf die Biodiversität beobachtet an jenen Stellen, die beschneit wurden. Die Beschneiung macht gerade mal 2 Prozent des Stromverbrauchs aus. Die Elektrizitätswerke im Urserntal und in Sedrun liefern Energie aus erneuerbaren Quellen. Und wir gehen sorgsam mit dem Wasser um. Unsere Pistenfahrzeuge sind zum Beispiel mit einem System ausgerüstet, das eine effektive Pistenpräparierung ermöglicht.

Ist das auch belegbar?

Bei Andermatt Swiss Alps gibt es eine Stelle für Nachhaltigkeit, der jährliche Nachhaltigkeitsbericht zeigt gute Werte und unser Programm ist ambitioniert. Aber wir müssen auch akzeptieren: Skitourismus ist nicht umweltneutral. Die meiste Energie wird bei der Anfahrt verbraucht. Unser einziger Hebel ist es, Anreize zu schaffen mit Bus- und Bahnangeboten. Aber da sind auch die Transportunternehmen in der Pflicht, damit der Haus-zu-Haus-Transport noch besser funktioniert. Was bereits sichergestellt ist: Wer einmal in Andermatt ist, braucht kein Auto, um sich zu bewegen.

Ein anderes Reizthema sind die Unterkünfte der Mitarbeitenden. Ist das Problem mittlerweile gelöst?

Eine zahlbare Wohnung zu finden, ist nach wie vor nicht ganz einfach. Heute bieten wir zusammen mit Andermatt Swiss Alps in Göschenen, Wassen, Realp und Andermatt über 200 Betten an. Mit Partnern haben wir Projekte, wie wir diese Kapazität hochfahren können, wenn der Bedarf wächst. Die Herausforderung besteht darin, dass wir im Winter grösseren Bedarf haben als im Sommer. Wir wollen herausfinden, wie wir die Wohnungen im Sommer sinnvoll nutzen können.

Was tun Sie dafür, dass sich Saisonniers noch mehr in Andermatt integrieren?

Es wurden verschiedene Angebote ins Leben gerufen wie den Saison-Kickoff, gemeinsame Sportanlässe oder Social Events. Letztere werden vor allem von jenen Mitarbeitenden genutzt, die längerfristig hierbleiben möchten. Saisonniers lassen sich aber weniger integrieren. Man muss sich nichts vormachen: Wenn man den ganzen Tag am Berg arbeitet, sucht man abends nicht mehr das grosse Dorfleben. Wir haben etwa 450 Saisonniers und 70 Jahresangestellte bei der Skiarena. Bei jenen, die länger bleiben, ist die Integration stark. Spätestens wenn die Kinder zur Schule gehen, findet diese automatisch statt.

Die Saison hat begonnen. Was wird es für eine?

Der Start ist sehr erfreulich. Am 16. Dezember können wir die Verbindung von Andermatt nach Sedrun öffnen. Ich freue mich auf die Neueröffnung des Kinderlands in Valtgeva. Das ist eine Riesenbereicherung für uns. Weiter freue ich mich auf die zusätzlichen amerikanischen Gäste. Wenn das Wetter mitmacht, wird das eine grossartige Saison. Ich bin zuversichtlich.

 

Zum ganzen Bericht in der Luzernerzeitung

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